Schwere Zeiten für Julia by Margot Berger

Schwere Zeiten für Julia by Margot Berger

Autor:Margot Berger [Berger, Margot]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783401453293
Google: 1uozOAAACAAJ
Herausgeber: Ensslin im Arena Verlag
veröffentlicht: 2008-06-14T22:00:00+00:00


Mit drei Sätzen war ich an der Tür, um das Pappschild herunterzureißen.

Gott sei Dank hatte das noch niemand gesehen!

Ungeduldig polterte Lombard mit den Hufen gegen die Holztür.

Mein Leckerli!

Gleich, Süßer.

Was ist denn wichtiger als ich?

Dieses dämliche Schild, Lommi. Bin gleich bei dir.

Doch bevor ich dazu kam, die sperrige Pappe zu zerreißen und Lombard richtig zu begrüßen, wurde am Ende der Stallgasse die Tür des Büros aufgestoßen.

Ludwig Tamming erschien im Türrahmen. Die Art, wie er den Kopf zwischen den Schultern hochzog, verhieß nichts Gutes. Er war wütend, das war ganz offensichtlich. Hoffentlich galt sein Groll nicht mir. Doch. Er kam näher und zeigte auf das halb zerstörte Plakat in meiner Hand. Beschämt zog ich den Kopf ein und presste die Pappe an meine Reithose.

»Dafür kann ich nichts, Herr Tamming.«

»Komm sofort mit.«

Unglücklich trat ich von einem Bein auf das andere.

»Ich will nur eben Lombard . . .«

»Sofort!«

Oje, dieser Tonfall!

Zögernd folgte ich ihm nach vorn in sein Büro, einem schlicht eingerichteten kleinen Raum mit Zeitschriftenstapeln und Türmen von Broschüren auf dem Fußboden.

Herr Tamming hob seinen Papierkorb an und ich stopfte die Pappe hinein.

Mit einer knappen Bewegung deutete er auf einen Drehstuhl. Ich setzte mich auf die Kante. So schlimm war das Plakat ja nun auch wieder nicht, dass er sich derart aufregen musste.

Herr Tamming langte unter den Schreibtisch und hielt eine Plastiktüte hoch. Mit vor Wut bebenden Schultern zog er das Strohband auf, das den Beutel verschloss, und ließ mich einen Blick hineinwerfen.

»Eiben«, sagte ich verblüfft. »Die sind doch wahnsinnig giftig für Pferde.«

»Giftig?« Herr Tamming schnaubte. »Giftig ist doch wohl untertrieben. Eiben sind absolut tödlich für Pferde. Da genügt ein winziger Zweig . . .«

Ich wusste nicht sofort, worauf er hinauswollte, und lächelte vorsichtig.

»Das lernen doch schon die Anfänger fürs Kleine Hufeisen.«

»Weißt du, wo ich die Eiben gefunden habe?«

Ich zuckte die Schultern.

»Wo?«

»Direkt vor Lombards Box. Zufällig bin ich in der Mittagspause noch einmal in den Stall gegangen, was ich sonst fast nie mache. Unterrichtsbuch vergessen. Als hätte ich einen sechsten Sinn gehabt...«

Ich fühlte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Giftige Pflanzen vor Lombards Box . . . dazu Kevins Liebesbot- schaft . . . wie reimte sich das zusammen? Tammings Worte überschlugen sich in meinem Kopf. War Kevin wahnsinniger, als ich bis jetzt gedacht hatte?



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